»Neun Stunden bis nach Sand in Taufers«
Wolfgang Mair
Referent für Tourismus in der Gemeinde Sand in Taufers
Unser Gast benötigt für die 640 Kilometer von Frankfurt nach Sand in Taufers bestenfalls etwa sieben Stunden. Bei hohem Verkehrsaufkommen auf der Pustertaler Straße kann sich jedoch die Fahrtzeit um weitere zwei Stunden erhöhen. Für die 1.600 Kilometer von Frankfurt nach Mallorca braucht er im Flugzeug nur 2,5 Stunden. Wenn sich der Trend zu immer kürzeren Aufenthalten fortsetzt, wird der Gast zunehmend weniger bereit sein, den größten Teil davon im Verkehr zu verbringen. Dieselben Anstrengungen, die die Politik für den Zug unternimmt, brauchen wir auch für Straße und Flughafen.

Qualität vor Quantität

Ein funktionaler und funktionierender Flughafen wertet Südtirol zur international erreichbaren Urlaubsdestination auf.

Der Tourismus ist ein wichtiger Wohlstandsbringer für Südtirol: Dieser Zweig bringt auswärtiges Geld ins Land. Schon seit Jahren zeichnet sich aber eine immer kürzere Aufenthaltsdauer der Urlaubsgäste ab. Um die Zahl der Nächtigungen halten zu können, ist also eine Steigerung der Anzahl der Gäste notwendig. Zur Unterstützung dieses Ziels müssen daher auch weiter entfernte Kunden angesprochen werden. Gleichzeitig kann man mit Fokus auf zahlungskräftige Kunden auch die Qualität des Tourismus in Südtirol steigern.

Damit Gäste von weit her nach Südtirol kommen, sind attraktive Flugverbindungen unabdingbar. Ein eigener Flughafen ist für den Tourismus auch insofern wichtig, weil Südtirol damit als international erreichbare Destination geführt wird. Die lokale Erreichbarkeit ist für den Tourismus ebenso von großer Bedeutung. Ist der Urlaubsgast in Südtirol, will er ohne Verzögerungen und stressfrei mobil sein. Häufig steht er aber bereits bei der Anreise im Stau, beispielsweise im Pustertal. Umfahrungen helfen, das Problem zu lindern, gleichzeitig sollte dem Gast aber auch eine alternative Anreisemöglichkeit per Zug geboten werden.

Auch Datenverbindungen sind für den Tourismus wichtig: Der Urlaubsgast ist von zu Hause meist eine hohe Datenübertragungsgeschwindigkeit gewohnt. An seinem Ferienort will er darauf nicht verzichten, wenn er beispielsweise seine E-Mails lesen, die heimische Zeitung am PC durchblättern oder mit dem Smartphone Informations- oder GPS-Dienste in Anspruch nehmen will.


STRUKTUREN DER ERREICHBARKEIT

Einen objektiven Vergleich über die infrastrukturelle Ausstattung in Südtirol zum restlichen Staatsgebiet liefern Indikatoren des Istituto Tagliacarne. In der Ausstattung beim Straßen- und Eisenbahnnetz liegt Südtirol um etwa 20 Prozent unter dem nationalen Durchschnitt. Geradezu eklatant ist der Rückstand beim Flughafen, wo Südtirol sogar um 80 Prozent unter dem Schnitt liegt.